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Friedensreich Hundertwasser (1928-2000)

Visionär, künstlerisches Genie und Symbolfigur


Der Österreicher Tausendsassa Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt, der mit bürgerlichem Namen Friedensreich Stowasser hieß, gehörte zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts.

Er war Maler, Architekt und Symbolfigur einer nonkonformistischen Lebensweise und Umweltbewegung. Dieses Jahr jährt sich zum zwanzigsten Mal der Todestag dieses künstlerischen Genies.

Bunte Kurven gegen Nachwehen der NS-Zeit

Bei anderen Architekten stieß der visionäre Künstler lange auf Ablehnung, während die Öffentlichkeit seine unorthodoxe Formensprache verehrte. Mit ihrer Nähe zur Natur war sie das absolute Gegenteil zur totalitären Architektur eines Albert Speer: Rechten Winkeln und geraden Linien setzte Hundertwasser Spiralen, Kurven und verschlungene fließende Formen entgegen. Kühlem Weiß und tristem Grau begegnete er mit bunten, lebendigen Farben und verspielten Elementen, die Leichtigkeit und Fröhlichkeit versprühten.

Seine Malerei und seine Arbeit als "Architekturdoktor", wie er sich selbst nannte, standen gegen die Industrialisierung und Technisierung der großstädtischen Welt, die er als seelenlos empfand, und für eine Verbindung von Mensch und Natur. Bereits in den 1950er-Jahren setzte er sich in seinem "Verschimmelungsmanifest" für das Ende der rationalen und funktionellen Architektur mit ihrer sterilen Eintönigkeit und für schöpferische Baufreiheit für alle ein.

Kreativität schwimmt sich frei

Da sein Vater starb, als Friedrich ein Jahr alt war, musste die Mutter den Jungen allein großziehen. Sie ermöglichte ihm, eine Wiener Privatschule mit neuartigem pädagogischem Bildungskonzept zu besuchen. Hier wurde schon früh sein besonderes Talent für Formgebung und Farbspiel entdeckt. Obwohl seine Mutter Jüdin war, ließ sie ihn katholisch taufen. Im Alter von zehn Jahren wurde er Teil der Hitlerjugend und wechselte in eine staatliche Schule, um Aufmerksamkeit von sich abzulenken. Seine Mutter und er überlebten die Schrecken des Holocausts, viele seiner Familienangehörigen allerdings nicht.

Nach dem Krieg beendete Friedrich sein Abitur und besuchte für einige Monate die Wiener Akademie der bildenden Künste, bevor ihm das enge Korsett der Lehren unerträglich wurde. Er begann sich ganz seiner kreativen Entwicklung zu widmen und nahm mit 21 Jahren seinen Künstlernamen an. Auf einer Reise nach Italien traf er den französischen Maler und späteren lebenslangen Freund René Brô, der sich u. a. mit "Art brut" befasste, einer autodidaktischen, antiakademischen Malerei mit naiver Ästhetik. Weitere Reisen führten Hundertwasser nach Paris, Marokko, Tunesien und Sizilien und waren wegweisend für seine künstlerische Entwicklung. Gepaart mit den expressionistischen Eindrücken der Werke von Paul Klee, Walter Kampmann oder auch Egon Schiele, zeigte sich bereits in Hundertwassers frühen Aquarellen eine ganz besondere Note. Die Ausgestaltung vieler Werke beruht auf der Konzeption imaginärer "Seelenbäume". Für Hundertwasser spielten die Vegetation und der Baum als ursprüngliche Ausgangskraft beseelter Natur eine wesentliche Rolle.


Bahnhof Uelzen - Kleinod der Bahnhöfe

Neben der Malerei, seinem umweltpolitischen Engagement und den vielen Reisen waren die folgenden Jahrzehnte in Hundertwassers Leben immer mehr bestimmt von seinen architektonischen Design- und Gesellschaftsinspirationen. Dabei ließ er den Farben- und Formenüberfluss seiner Malerei in die Architektur einfließen. Ein wunderschönes Beispiel für eine derartige Konzeption ist der Bahnhof Uelzen. Zur Weltausstellung im Jahr 2000 war der denkmalgeschützte, von Hubert Stier entworfene und 1887 eröffnete Inselbahnhof in einem bemitleidenswerten Zustand. Hundertwasser konnte für die elementare künstlerische Neugestaltung gewonnen werden. Die Veränderungen nach seinen Vorgaben ließen den Bahnhof in neuer Pracht erscheinen. Bunte Säulen vermischen sich mit scheinbar tanzenden Fenstern und farbenfrohes Ambiente erfreut die Besucher. Ein absoluter Blickfang und einer der schönsten Bahnhöfe weltweit.

Hamburg und die "unendliche Linie"

Im Jahr 1959 kam Hundertwasser als Gastdozent an die Hochschule für bildende Künste nach Hamburg. In der Hansestadt begründete er mit dem Künstler Hubert Schuldt und dem späteren Ästhetikprofessor Bazon Brock sowie etlichen Studenten ein bis dato beispielloses Projekt der aktionistischen Avantgarde: Der Klassenraum die "unendliche Linie" oder auch die "große Linie" war ein bedeutsamer und einflussreicher Schritt in der Kunstgeschichte. Doch für derartige Neuerungen war die Zeit damals noch nicht reif. Der verantwortliche Hochschuldirektor unterband das Projekt, sodass Hundertwasser seine Hamburger Dozentur zurückzog. Die vielen späteren Ausstellungen und Aktionen der Hansestadt zum Werk Hundertwassers bedeuten vielleicht auch ein wenig Wiedergutmachung für den Umgang mit dem Künstler in jener Schaffensphase. Von dem durch seine Werke inspirierten Hundertwasser-Café in Ottensen steht allerdings nur noch die Fassade.

Friedensreich Hundertwasser starb im Jahr 2000 an Bord der Queen Elizabeth auf dem Weg in seine Wahlheimat Neuseeland. Auf seinem Grab ließ er einen Baum pflanzen, der sein Weiterleben symbolisiert.

Autor: VHSt
Fotos: Samira Aikas

HBZ · 05/2020
 
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