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Konsulatsstadt Hamburg Teil 5: Griechenland

Hellas an der Alster

Der Generalkonsul Griechenlands in Hamburg: Michail Angelopoulos
Der Generalkonsul Griechenlands in Hamburg: Michail Angelopoulos

Die Griechen, in der Antike Weltmacht und Seefahrervolk, hatten schon lange Verbindungen zu Hamburg. Mit dem Beginn der neuen Schifffahrtsrouten Anfang des 20. Jahrhunderts und dem späteren Aufstieg etlicher griechischer Großreedereien wurden auch die Handelsbeziehungen zur Hansestadt intensiviert.

Wir haben uns die Geschichte der Verbindungen zwischen Hamburg und Griechenland angesehen und uns mit dem amtierenden Generalkonsul Michail Angelopoulos unterhalten.

Tabak, Gastarbeiter und Tourismus

Griechische Kultur, Gastfreundschaft und Lebensart gehören heute wie selbstverständlich zum Stadtbild dazu, obwohl der Anteil der griechischen Gemeinde mit knapp 8.000 Personen in Hamburg relativ gering ausfällt. In den 1920er-Jahren erwiesen sich griechische Unternehmer als besonders geschäftstüchtig bei der Zigarettenherstellung. So eröffnete beispielsweise im Jahr 1925 die Zigarettenfabrik Kyriazi ihre Produktionsstätte in Hamburg, die später in die British American Tobacco Company überging. Ende der 1950er-Jahre benötigte die deutsche Wirtschaft dringend Arbeitskräfte. Die griechischen Gastarbeiter, die dem Aufruf folgten, um in großen Unternehmen und am Hafen Arbeit zu finden, waren überwiegend Nachfahren der sogenannten Pontosgriechen aus den nördlichen Landesteilen, die im Altertum die historische Landschaft gleichen Namens im nördlichen Schwarzen Meer bewohnten. Viele blieben, holten ihre Familien nach oder schlugen andere Wege wie beispielsweise die Eröffnung der zahlreichen Restaurants ein. Heute gilt Griechenland mit seinen zahlreichen Inseln als eines der beliebtesten Urlaubsziele der Deutschen, und so profitiert die griechische Wirtschaft von der gegenseitigen Wertschätzung.

Das Generalkonsulat der Hellenischen Republik in der Neuen ABC-Straße 10
Das Generalkonsulat der Hellenischen Republik in der Neuen ABC-Straße 10

Die diplomatischen Beziehungen Hamburgs wurden nach der Entstehung des souveränen griechischen Staates im Jahr 1836 aufgenommen. Erst 1956 wurde das Generalkonsulat in der Hansestadt eingerichtet, das heute in der Neuen ABC-Straße 10, im Nebenhaus des früheren Vereinssitzes des VHSt, ansässig ist. Die Zuständigkeit des Konsulats erstreckt sich auch über die angrenzenden nördlichen Bundesländer Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen.

Vom Fremdenführer zum Generalkonsul

Michail Angelopoulos wurde 1967 in Serres, einer Stadt mit etwa 60.000 Einwohnern in Nordgriechenland, geboren und wuchs in einem benachbarten Dorf auf. An der Aristoteles-Universität in Thessaloniki studierte er Anglistik und englische Literatur und arbeitete 13 Jahre als Fremdenführer, zunächst als Nebenjob während seiner Studentenzeit. Aufgrund der Nachfrage nach deutschsprachigen Guides kam er 1991 zum ersten Mal für rund ein Jahr nach Hamburg, um seine Fremdsprachenkenntnisse, die Englisch und Französisch umfassten, um Deutsch zu erweitern. Im Jahr 2000 studierte er in Athen an der Schule für staatliche Verwaltung und danach an der diplomatischen Akademie des griechischen Außenministeriums. Im Außenministerium war er zunächst als Attaché im Büro des Europäischen Parlaments und später für den Generalsekretär tätig. Vier Jahre später trat er seinen ersten Posten in Deutschland als Leiter der Konsularabteilung in der Botschaft der Hellenischen Republik in Berlin an. Weitere diplomatische Stationen in Kairo und wieder in Athen folgten, bevor Angelopoulos im September 2018 sein Amt als Generalkonsul in Hamburg antrat. Zu seinen Aufgaben als Generalkonsul gefragt, antwortet er: "Ein wichtiger Teil meiner Arbeit, außer dem Kontakt zu den griechischen Gemeinden in Norddeutschland, besteht darin, die Präsenz Griechenlands in Hamburg zu intensivieren. Sei es in der Politik, Kultur, Wirtschaft, im Handel oder in den wissenschaftlichen Kreisen."
"Die Pandemie zwang uns dazu, traditionelle Veranstaltungen nur virtuell stattfinden zu lassen, was die Interaktion erschwerte und weniger gesellig war".

200. Jubiläum rein virtuell

Wie jeden stellte die Corona-Pandemie auch das griechische Generalkonsulat vor besondere Herausforderungen. "Am schwierigsten war der Kontakt zu unseren Mitbürgern und die Umstellung auf digitale Dienstleistungen. Griechenland hat während der Pandemie einen wichtigen Teil der Dienste von 19 Ministerien und 80 staatlichen Organisationen digitalisiert", so Generalkonsul Michail Angelopoulos. Normalerweise koordiniere das Generalkonsulat Sprachkurse und diverse Veranstaltungen in Hamburg. "Die Pandemie zwang uns dazu, traditionelle Veranstaltungen nur virtuell stattfinden zu lassen, was die Interaktion erschwerte und weniger gesellig war", bedauert Angelopoulos. Zu den fest im Terminplan der Hansestadt verankerten jährlichen griechischen Veranstaltungen gehört beispielsweise das Neujahrsfest zum Gedenken an den Heiligen Vassilios, einen Vater der griechisch-orthodoxen Kirche. Bei der sogenannten Vassilópita wird nach der Segnung ein großer Kuchen angeschnitten und in gelöster Atmosphäre an die Anwesenden verteilt. Die jährliche "Wasserweihe", die die Taufe Jesu im Jordan symbolisiert, findet seit langer Zeit am 6. Januar am Hamburger Hafen bei den Landungsbrücken statt. Zumeist nehmen alle Vertreter von Diplomatie und Vereinen sowie orthodoxe und evangelische Bischöfe an Bord der "Rickmer Rickmers" an der Zeremonie teil. Das wichtigste Fest der Griechen ist und bleibt allerdings Ostern, das traditionell fröhlich mit gemeinsamem Tanz und Gerichten mit Lamm und roten Eiern im Freien gefeiert wird.

Das Museum am Rothenbaum (MARKK) hisste anlässlich des 200. Jahrestags der griechischen Revolution die griechische Flagge
Das Museum am Rothenbaum (MARKK) hisste anlässlich des 200. Jahrestags der griechischen Revolution die griechische Flagge

Besonders hart für die griechische Gemeinde in Norddeutschland war es, den für sie so wichtigen Jahrestag zur griechischen Revolution nicht persönlich zusammen feiern zu können. Am 25. März 2021 feierte Griechenland das 200. Jubiläum des Unabhängigkeitskampfes gegen das damalige Osmanische Reich, was zehn Jahre später zur Gründung des neuen griechischen Staates führte.

Wirtschaftlich eng verbunden

Im gesamten Zuständigkeitsbereich des Generalkonsulats leben rund 40.000 Griechinnen und Griechen. Außer der Gastronomie sind Großhandelsbetriebe, besonders im Lebensmittelsektor, sowie etablierte Unternehmen und Start-ups in Logistik und Entsorgungslogistik Branchen, in denen Griechen sehr stark vertreten sind. Aufgrund der spezifischen Situation des Hamburger Hafens und der damit verbundenen wirtschaftlichen Bedeutung für Griechenland rief die griechische Regierung eine Schifffahrtsabteilung der Landesvertretung ins Leben, die ihren Sitz in der Hansastraße hat.

Griechische Tradition, Kultur und Sprache

Als einer der ersten neuen Vereine unmittelbar nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Hamburg wurde 1945 die Griechische Gemeinde in Hamburg e. V. gegründet. Zunächst trug die von hellenischen Wein-, Baumwoll- und Tabakhändlern ins Leben gerufene Vereinigung noch den Namen The Greek Komitee Hamburg, doch die schon in den Anfangsjahren für den Verein tätigen, in Griechenland zumeist sehr populären Persönlichkeiten prägten schnell das Ansehen als ein gemeinnütziges Zentrum für Kommunikation und Kultur. Die soziale Arbeit im Rahmen der Erhaltung von Sprache, Kultur und Tradition ist bis heute einer der Hauptansprüche. Im Gemeindezentrum am Doormannsweg in Hamburg-Eimsbüttel finden außerhalb von Pandemiezeiten regelmäßige Treffen und Veranstaltungen statt. Einige der vom Verein angebotenen Serviceleistungen wie beispielsweise die Sozialberatung werden vom Bezirksamt Eimsbüttel unterstützt. Auch die Hamburger Universität mit den Abteilungen Byzantinistik und neugriechische Philologie und die Hamburger Schulbehörde spielen große Rollen für die griechische Community. "Die Schulbehörde stellt nach Schulschluss Räumlichkeiten in drei Nachmittagsschulen zur Verfügung, in denen Lehrer aus dem griechischen Ausbildungsministerium Kinder aus Familien mit einem oder zwei griechischen Elternteilen Sprachunterricht geben", sagt Angelopoulos.

Hamburg ganz griechisch

Wenn Sie den Charme Griechenlands in Hamburg erleben möchten, gibt es viele Anlaufpunkte. Eine wunderbare Auswahl an antiker griechischer Kunst finden Sie in der Antikensammlung des Museums für Kunst und Gewerbe. Kulinarisch hat die HBZ-Redaktion zwei Empfehlungen für Sie. Die Taverna Ellada in der Langen Reihe in St. Georg hat ausgewählte griechische Spezialitäten und eine sehr familiären Atmosphäre - genau richtig für einen griechischen Abend. Das Restaurant Kalliopea am Stadtpark bietet neben griechischer Hausmannskost, Gerichten für Vegetarier und Veganer und Mesedes - die griechische Antwort auf Tapas - auch eine sehr gute Auswahl an griechischen Weinen. Aber das sind nur zwei kulinarische Perlen, denn die Auswahl an sehr guten griechischen Restaurants in der Hansestadt ist riesig. "Fast jeder hat einen 'Lieblingsgriechen'", bekräftigt der Generalkonsul schmunzelnd. Er empfiehlt, die normalerweise jedes Jahr im Mai stattfindende Europawoche oder das Generalkonsulat in der Langen Nacht der Konsulate im Mai zu besuchen. Eine weitere Gelegenheit, bei zahlreichen Veranstaltungen mehr über Sprache und Kultur Griechenlands zu lernen, ist der internationale Tag der griechischen Sprache am 9. Februar, dem Todestag des Dichters Dionysios Solomos (1798-1857). Hierzu finden an der Universität Hamburg meistens schon im Vorfeld Vorträge statt. Der jährliche griechische Weihnachtsbasar in der griechisch-orthodoxen Kirche muss leider auch in diesem Jahr pandemiebedingt ausfallen.

Quellen: Griechisches Generalkonsulat Hamburg, Hamburg.de, Griechisches Kulturhaus Hamburg, DGGHamburg, Griechische Gemeine in Hamburg e. V.

Autor: VHSt
Fotos: (c) Griechisches Generalkonsulat Hamburg

HBZ · 12/2021
 
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