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Ein Süppchen für 1,50 Euro?

Wo isst der öffentliche Dienst?

Die neu gestaltete Mensa im Philosophenturm der Universität Hamburg
Die neu gestaltete Mensa im Philosophenturm der Universität Hamburg

"Vormittags Kant, nachmittags Kantine", hieß es früher bei den Philosophiestudierenden in Hamburg. Sie brüteten damals im zehnten Stock des "Philosophenturms" der Universität Hamburg. Und zwischen den Vorlesungen und Seminaren gings parterre in die Kantine, die im akademischen Milieu "Mensa" heißt. Dort trafen sie auf das gleichfalls essende Personal des öffentlichen Dienstes, das die Lehranstalt am Laufen hält. Das ist noch heute so.

Doch wo isst der öffentliche Dienst, wenn der große Hunger kommt und keine Mensa in der Nähe ist? Fakt ist: Viele Bezirksämter und Behörden haben keine Betriebskantinen mehr. Was früher oft eine Selbstverständlichkeit war, nämlich gemeinsam mit Kollegen und Kolleginnen in der Behörde zum Essen zu gehen, ist heutzutage nicht mehr so einfach.

Die Küche bleibt oft kalt


In den Bezirksämtern Wandsbek, Bergedorf, Eimsbüttel und Hamburg-Nord gibt es keine Betriebskantinen (mehr). Auch in manchen Behörden bleibt die Küche kalt. So wurde die einstmals gerühmte und beliebte Kantine der Wirtschaftsbehörde schon vor Jahren geschlossen. Auch die Beschäftigten der Verkehrsbehörde gleich nebenan müssen sich seitdem selbst versorgen oder sich in den umliegenden, vermutlich nicht ganz billigen Gastronomiebetrieben verköstigen.

Gleiches gilt zurzeit auch für die Kolleginnen und Kollegen in der Hamburger Straße. Hier sitzen die Sozialbehörde, die Schulbehörde sowie die Behörde für Wissenschaft, Forschung, Gleichstellung und Bezirke. "Eine Kantine gibt es derzeit nicht mehr, diese hat aus wirtschaftlichen Gründen nach der Coronapandemie geschlossen", erklärt Anja Segert von der Pressestelle der Sozialbehörde. Aber es gibt Hoffnung: "Eine erneute Inbetriebnahme der Kantine durch einen neuen Anbieter ist ab dem kommenden Jahr geplant." Wer finanziell über einen gewissen Spielraum verfügt, kann immerhin auf die gastronomischen Angebote in der "Hamburger Meile" ausweichen.

Attraktives Angebot in Altona


Gut sieht es hingegen für das Personal im weißen Altonaer Rathaus aus: Dort gibt es im Tiefparterre eine privatwirtschaftlich betriebene Kantine. Die Beschäftigten haben täglich die Wahl zwischen drei Menüs und einer Salatbar. Die Preise für die drei Menüs, aus denen ausgewählt werden kann, bewegen sich zwischen 5,90 Euro und 10,90 Euro. Ergänzt wird die Speisekarte durch das "Süppchen", zum Beispiel eine "Kohlrabi-Crème-Suppe mit Fleischklößchen" oder eine "Vegane feurige Apfel-Tomaten-Suppe". Kostenpunkt: sensationelle 1,50 Euro. "Externe", also nicht im Bezirksamt Altona Beschäftigte, zahlen für das Süppchen 3 Euro, bei den übrigen Gerichten wird für diese Gruppe nur ein Euro aufgeschlagen.

Stephan Kulosa leitet die Kantine 'Gaststätte für Jedermann' in der Außenstelle Billstedt des Bezirksamts Hambu
Stephan Kulosa leitet die Kantine 'Gaststätte für Jedermann' in der Außenstelle Billstedt des Bezirksamts Hambu

Den Beschäftigten scheint es zu schmecken. Ein Gast äußert sich spontan: "Besser gehts nicht." Eine zufriedene Beamtin lobt: "Das Essen hier ist sehr gut, das Angebot sehr umfangreich, von der Kleinigkeit, also der Suppe, bis zum reichhaltigen Essen, und auch vegetarische Gerichte werden angeboten." Ihre Kollegin, eine Angestellte im öffentlichen Dienst, zeigt sich ebenfalls angetan: "Ich esse täglich hier, das Angebot ist großartig. Ich bringe mir nichts von daheim mit. Das teuerste Essen kann ich mir aber nicht jeden Tag leisten, ich entscheide mich dann für das mittelpreisige Menü."

Der Mix machts


Der viel beschäftigte Kantinenpächter Ronald Lux-von Possel kommt für ein kurzes Gespräch an einen der Tische und wird sofort von einer älteren Dame angesprochen, die das Speisenangebot ebenfalls in den höchsten Tönen lobt. Die Externen spielten eine große Rolle bei der Kalkulation, räumt der Pächter ein: "Das Verhältnis von Gästen aus dem Bezirksamt und von außerhalb macht ungefähr fünfzig zu fünfzig aus. Ohne die Gäste von draußen würde es etwas eng werden." Lux-von Possel: "Im Schnitt geben wir 270 Essen pro Tag raus."

Dabei ist Junkfood keineswegs der Renner in der Altonaer Rathaus-Kantine, manche mögen es eher traditionell, so Lux-von Possel: "Königsberger Klopse gehen am besten, noch besser als Currywurst, aber davor kommt noch Kalbsschnitzel." Auch fleischlose Menüs werden nachgefragt: "Wir bieten fünfmal in der Woche sowohl vegetarisches Essen als auch vegane Speisen an. Das kommt sehr gut an, diese Angebotssparte macht rund 25 Prozent unseres Umsatzes aus." Die Kantine verfügt über 130 Plätze, sie öffnet ihre Pforten täglich von 11:15 bis 13:45 Uhr.

Hamburg-Mitte und Billstedt


Die rund 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Bezirksamts Hamburg- Mitte in der Caffamacherreihe können in der "Stadtküche" essen. Diese ist allerdings vom Bezirksamt unabhängig, so die Pressestelle: "Für die Nutzung der Fläche wurde ein Pachtvertrag geschlossen." Auch in der Zweigstelle des Bezirksamts in Billstedt gibt es einen Gastronomiebetrieb, der die dortige Fläche gemietet hat.

Mitarbeitende und Gäste von außerhalb genießen ihr Essen in der Stadtküche im Bezirksamt Hamburg-Mitte
Mitarbeitende und Gäste von außerhalb genießen ihr Essen in der Stadtküche im Bezirksamt Hamburg-Mitte

Die Kolleginnen und Kollegen der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft können ebenso wie diejenigen der Behörde für Stadtentwicklung und Wohnen das Personalrestaurant im Haus der Behörden in der Neuenfelder Straße nutzen, die Kantine Wilhelmsburg. Mit täglich wechselnden Angeboten aus der internationalen Küche und einer großen Salatbar ist diese Kantine definitiv ein guter Ort für die Mittagspause. Auch vegetarisch und vegan lebende Menschen kommen hier auf ihre Kosten.

Kantine im Schauspielhaus


Nur Insidern ist die schöne Kantine im Deutschen Schauspielhaus an der Kirchenallee gegenüber dem Hauptbahnhof bekannt. Sie ist zugänglich über einen Nebeneingang, dann geht es eine Treppe hinunter. Zum Zeitpunkt unseres Besuchs ist noch Sommerpause, aber Techniker und andere Beschäftigte bereiten bereits die kommende Spielzeit vor - und sie haben Hunger. "Wir sind grundsätzlich eine Kantine für die Theatermitarbeiterinnen und -mitarbeiter des Schauspielhauses, damit diese während kurzer Pausen das Haus nicht verlassen müssen, aber wir bewirten auch externe Gäste. Zum Beispiel bieten wir einen vergleichsweise günstigen Mittagstisch für den kleineren und größeren Hunger", betont Betriebsleiter Jake Zats. "Unsere Kantine ist auch abends geöffnet, das Angebot richtet sich dann vor allem an die Theatergäste. Für dieses Abendpublikum haben wir noch einen zweiten Koch eingestellt."

Die Speisekarte der Schauspielhaus-Kantine ist gemischt, vegetarische und fleischhaltige Gerichte wechseln sich ab. Die Preise bewegen sich für das Personal des Hauses im Bereich unter 10 Euro, eine Karotten-Kokos- Ingwer-Suppe zum Beispiel gibt es bereits für 4,90 Euro. Gäste von außerhalb zahlen einen Euro extra. Ein glasiertes Hähnchenbrustfilet mit einer Curry-Chili- Soße und weiteren Zutaten bekommen die Beschäftigten des Hauses für 7,90 Euro. Hier zahlen Externe mit 10,90 Euro deutlich mehr, aber im Vergleich zur umliegenden Gastronomie bewegen sich diese Preise noch im unteren Bereich.

Essen bei der Polizei


Im Polizeipräsidium am Bruno-Georges- Platz in Alsterdorf arbeiten laut Pressestelle 2.230 (Stand: Juli 2024) Beamtinnen, Beamte und Angestellte. Meldet sich bei ihnen gegen Mittag das Hungergefühl, so steht ihnen eine Kantine mit knapp 200 Sitzplätzen zur Verfügung. Diese ist "in Konzession fremdvergeben", so die Pressestelle.

Doch was ist mit den Polizistinnen und Polizisten auf den Revieren, im Dienstwagen oder im Außeneinsatz? Hierzu erklärt Pressesprecher Sören Zimbal: "Für Polizeivollzugsbedienstete gilt das Gebot der Selbstver sorgung. Im Rahmen besonderer Einsatzlagen kann eine sogenannte 'Verpflegungslage' angeordnet werden, sodass die in diesem Einsatz agierenden Einsatzkräfte je nach Situation entweder warm oder über Verpflegungsbeutel versorgt werden. Die Organisation der Verpflegung ist dann Aufgabe der Landespolizeiverwaltung, gegebenenfalls in Zusammenarbeit mit der Einsatzküche der Landesbereitschaftspolizei."

Die Mensen des Studierendenwerks


Besser haben es da die bereits eingangs erwähnten Beschäftigten an der Universität, zumindest kulinarisch gesehen. Sie können sich gemeinsam mit den Studierenden in einer der zahlreichen Mensen beköstigen, vegetarisch, vegan oder mit Fleisch. Das günstigste Essen, ein veganer Eintopf namens Pottkieker, kostet für Studierende 2,20 Euro, ist also durchaus erschwinglich für jene, die mit wenig Geld über die Runden kommen müssen. Beschäftigte zahlen 3,40 Euro. Das teuerste Gericht kostet für Studierende 5,90 Euro, für Beschäftigte 7,20 Euro. Gäste zahlen noch etwas mehr.

Den Studierenden und Beschäftigten scheint es zu schmecken. Um 11:30 Uhr ist die vor Kurzem neu eröffnete Mensa im Philosophenturm (abgekürzt: Philturm) zwar noch fast leer. Doch wenig später füllt sie sich schnell mit Hungrigen aller Länder und Fakultäten. Förmlich begeistert über die neue Mensa äußert sich Theresa Steffestun (34), Doktorandin an der Universität Lausanne, die derzeit in der benachbarten Staatsbibliothek arbeitet: "Die Philturm-Mensa ist eine der besten Mensen, die ich kenne. Besonders die Bowl-Gerichte finde ich am besten, vor allem jene mit einer lateinamerikanischen Note." Darüber hinaus lobt die Doktorandin das "sehr gute Preis-Leistungs- Verhältnis" und das "sehr nette" Küchenpersonal.

Auch Jessica Ebelsheuser (44) ist voll des Lobes über das Speisenangebot in den Unimensen. "Ich ernähre mich hauptsächlich vegetarisch, und alle Mensen haben derartige Angebote. So oft ich an der Uni bin, bin ich auch hier. Und die Preise sind vor allem studentenfreundlich." An diesem Tag hat der angehenden Literaturwissenschaftlerin vor allem die Burrito-Bowl geschmeckt. Preis: 4,30 Euro. "Mein Gesamturteil lautet: sehr, sehr gut, ausgezeichnet."

Kantinen weiter wichtig


Am Ende ergibt sich ein gemischtes Bild: Guten und günstigen Angeboten an einigen Orten steht ein Mangel an geeigneter Versorgung zu angemessenen Preisen an anderen gegenüber. Insgesamt macht die abnehmende Zahl von Betriebskantinen Thomas Treff, dem Vorsitzenden des dbb hamburg beamtenbund und tarifunion, allerdings Sorgen: "Betriebskantinen sind nicht nur für die relativ kostengünstige und gesunde Versorgung der Kolleginnen und Kollegen ein gutes Instrument, sie stellen auch einen wichtigen Ort für die gegenseitige Kommunikation dar. Gerade die Kommunikationsfunktion ist nicht zu unterschätzen und sollte vom Dienstherrn beziehungsweise Arbeitgeber unterstützt werden." Nicht zuletzt lösen sich auch Probleme der täglichen Arbeit gern beim gemeinsamen Essen.

Wer im öffentlichen Dienst auf die Gastronomie außerhalb des eigenen Betriebs angewiesen ist, wird dies zudem irgendwann im Portemonnaie merken. Stichwort: Inflation. Denn einen Essenszuschuss seitens des Dienstherrn, also der Hansestadt, gibt es bereits seit Beginn der 1990-er Jahre nicht mehr. Thomas Treff dazu: "Dieser Zuschuss wurde dann im Rahmen der damaligen Einsparungen im Haushalt gestrichen. Aufgrund der gestiegenen Lebensmittelpreise können wir uns die Wiedereinführung von Essensgeldzuschüssen vorstellen." Viele Beschäftigte des öffentlichen Dienstes würden sich vermutlich noch mehr darüber freuen, wenn ein solcher Zuschuss in eine von ihnen nutzbare Kantine fließen würde.

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Autor: Volker Stahl, Reinhard Schwarz
Fotos: (c) stahlpress Medienbüro

HBZ · 11/2024
 
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